Was haben Träume mit Berufscoaching zu tun? Diese Frage stellen Sie sich vielleicht nachdem Sie die Überschrift gelesen haben. Aus meinen eigenen Erfahrungen als Jobcoach antworte ich: sehr viel. Und genau darüber möchte ich heute gerne schreiben.Es ist Montagmorgen und ich erhalte einen Anruf.
Ein Interessent erkundigt sich bei mir nach einem Berufscoaching. Es gibt möglicherweise Probleme auf der Arbeit mit dem Chef, den Kollegen oder auch einfach nur den Wunsch, eine vollkommen neue Arbeit zu finden. Bald darauf treffen wir uns. Nachdem ich nun genau erfahren habe, um was es eigentlich geht, sprechen wir ausführlich über sein Anliegen. Und dann passiert es.
Wir finden mitten im Berufscoaching plötzlich heraus, dass die Ursachen für die vordergründigen Arbeitsprobleme an einem ganz anderen „Ort“ als zunächst vermutet liegen. Das ist keine Seltenheit. Wir landen mitten im Berufscoaching in der nahen oder fernen Vergangenheit, bei etwas „Verdrängtem“ oder auch bei einem inneren Konflikt. Doch so vielfältig die Möglichkeiten auch sind, häufig kommen wir in diesen Gesprächen auf Träume. Alte und häufig nicht ernst genommene sowie verdrängte Wünsche. Und natürlich betreffen diese Träume nicht nur das Privatleben, sondern auch den Beruf. „Mein Traumberuf, ja vor langer Zeit wollte ich mal….“. Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor?
Berufscoaching – sind Träume tatsächlich Schäume?
Sind Träume nur Schäume, die wir nicht beachten sollten? Ich meine: ganz und gar nicht. Im Berufscoaching sprechen wir über ganz alltägliche Arbeitsprobleme und auf einmal erfahre ich, dass es da noch mehr gibt. „Aber gehört das wirklich zum Berufscoaching?“ fragt mein Gegenüber dann oft ängstlich. „Das sind doch nur Träume. Das lässt sich doch nie verwirklichen. Daran habe ich schon lange nicht mehr gedacht“. Doch genau – das gehört zum Berufscoaching. Was wäre ein gutes Berufscoaching ohne Träume?
Ich meine, dass die eigenen Träume und Wünsche unbedingt zu einem erfolgreichen Berufscoaching dazu gehören. Nach meiner Erfahrung kommt gerade der, der weit denkt und träumt, auch im Berufsleben seinen eigenen Vorstellungen und persönlichen Zielen sehr schnell näher. Natürlich lässt sich nicht jeder Berufstraum auf der Stelle in die Realität umsetzen. Doch Träume geben uns entscheidende Hinweise in welche Richtung es mit uns und damit auch in unserem Beruf weitergehen kann und soll. Schließlich nimmt unser Berufsleben einen nicht unerheblichen Teil unserer Lebenszeit ein. Und wer möchte nicht einen Beruf, in dem er sich wohl fühlt, erfüllt und zufrieden ist?
Berufscoaching – Raus aus der Falle
Jeder Mensch freut sich über Möglichkeiten, die ihm Freiräume und Mitbestimmung einräumen. Doch häufig sieht das Berufsleben „vermeintlich“ anders aus. Wir haben keine Wahlmöglichkeiten. Vermeintlich deshalb, weil sich viele Menschen so fühlen als ob sie keine Wahlmöglichkeiten haben. Sie kommen zum Berufscoaching, weil sie sich in einer Art Sackgasse oder eigenem Dilemma fühlen. „Ich stecke irgendwie fest und drehe mich gedanklich im Kreis“, ist eine von vielen ähnlichen Aussagen. Die Arbeit fühlt sich an wie Zwang, zu der es keine Alternative gibt. Um aus einer solchen verfahrenen Situation wieder herauszukommen, ist Abstand nötig. Abstand, um sich selber, die beruflichen Probleme und die Menschen um sich herum aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können. Und eine Möglichkeit um Abstand zur Realität zu bekommen, geht im Berufscoaching über unsere eigenen Träume. Denn unsere Träume und tief in uns liegenden – manchmal auch verborgenen – Wünsche geben Hinweise darauf, wer ich bin, was ich wollte und was ich möchte. Indem im Zusammenhang mit Berufscoaching weit geträumt wird, eröffnen sich häufig Alternativen und vollkommen neue Wege. Und Alternativen sind der erste Schritt in Richtung innerer Freiheit.
Berufscoaching – Disney Methode
Auch in seiner Kreativitätstechnik der Disney Methode, die tatsächlich von dem berühmten Walt Disney stammt, hat Disney dem Träumer eine große Rolle zugeschrieben. Mit dieser Technik, die ich auch gerne im Berufscoaching einsetze, wird ein Sachverhalt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Es gibt dabei den Träumer, den Kritiker und den Realisten. Diese persönlichen Anteile in jedem von uns sind am Ende der Übung im Einklang. Doch die große Anfangsrolle fällt dem Träumer zu. Er soll keine Probleme und Risiken sehen und ohne Grenzen auch die größten Träume träumen. Es gibt kein „ja aber“, wie es jeder aus unserem Alltagsleben sicherlich nur zu gut kennt. Kaum erlauben wir uns einen ungewöhnlichen Gedanken, wie: „Ich würde so gerne einmal um die Welt reisen“. Schon tritt sofort unser innerer Kritiker auf den Plan, der mindestens 5 Argumente hat, warum genau dieses Vorhaben doch tatsächlich vollkommen unmöglich ist. Woher soll das Geld kommen? So viel Urlaub hast Du auch nicht? Und überhaupt, was soll so eine unsinnige Idee? Kommt Ihnen das bekannt vor? Kennen Sie Ihren inneren Kritiker? Doch auch der Kritiker ist ein wesentlicher Anteil in uns, der seine Funktion hat und auf uns aufpasst.
Doch hier im Berufscoaching muss der Kritiker zunächst außen vor bleiben. Der Coachee soll so groß und so weit, wie er nur eben kann, träumen. Wie wäre die Welt, wenn er jederzeit seinen Beruf und sein Leben ändern könnte und etwas ganz Neues beginnen würde. Vielleicht gibt es sogar durch das Träumen auf einmal mehrere ansprechende Alternativen. Und dieser Traum bildet die Grundlage für den weiteren Weg. Zwar werden die Träume des Träumers später durch den inneren Kritiker kritisiert und durch den Realisten an die Wirklichkeit angepasst. Doch ohne Traum gäbe es überhaupt keine Veränderung.
Berufscoaching – Wishcraft
Auch die amerikanische Psychologin, Karriereberaterin und Erfolgsautorin Barbara Sher hat in ihrem Buch Wishcraft überzeugend dargelegt, wie mit Lebensträumen Berufsziele entdeckt und verwirklicht werden können. Sie präsentiert originelle Strategien, um eigene Blockaden zu überwinden und anspruchsvolle Ziele mit Hilfe von Träumen und Wünschen zu erreichen. So hilft häufig allein die Überlegung zu einem idealen Tag. Wie müsste der für Sie aussehen? Wie sollte der ideale Berufstag aussehen? Wo spielt Ihr Wunschfilm? Träumen Sie sich in die Natur oder in einen gläsernen Bankenpalast? Alles ist möglich und Menschen sind unterschiedlich. Doch auch bei Barbara Sher ist Ausgangspunkt jeglicher Überlegung zur Veränderung ein Wunsch, ein Traum sowie eine schöne Vorstellung.
Denken Sie bitte nicht, dass wir im Berufscoaching zusammen nur träumen. Nein das Träumen ist wie bei Disney und Barbara Sher nur der erste Schritt auf den Weg in eine positive Veränderung. Gemeinsam können so Blockaden gelöst und überwunden und eine neue Richtung eingeschlagen werden. Ergebnis soll dann nicht ein Wunschtraum, sondern ein gelebter wahr gewordener Traum sein.