Spiegelgesetze helfen Konflikte im Job zu lösen

Was sind Spiegelgesetze?

Eine Hilfe in allen Konfliktsituationen bieten die Spiegelgesetze nach Christa Kössner. Die Spiegelgesetze gehen davon aus, dass alle Beziehungen der Spiegel sind, in dem wir uns selber so erkennen, wie wir sind. Wir spiegeln einander und geben uns dadurch gegenseitig die Möglichkeit, uns selbst sowie unser Gegenüber kennenzulernen.

Konflikte im Leben – Konflikte im Job

Konfliktsituationen begegnen uns nicht nur im weltpolitischen Geschehen. Oft sind es gerade die kleinen Dinge, die uns richtig nerven. Vielleicht ist es die Frau vor uns in der Warteschlange, die sich ganz geschickt von der Seite mit Ihrem vollbeladenen Einkaufswagen vor uns gedrängelt hat. Sie löst eine immense innerliche Wut in uns aus. Doch da wir einen großen Teil des Lebens auf der Arbeit verbringen, ist die Gefahr, dass es dort zu Konflikten mit dem Chef oder Kollegen kommt, eigentlich geradezu prädestiniert.

Ehrlich gesagt, wer kennt Sie nicht? Kleine Reibereien mit der Kollegin, deren Präsentationen beim Vorstand ständig besser ankommen als die eigenen? Der Gedanke „Da hat sie sich aber wieder gut beim neuen Chef eingeschleimt“, liegt nicht fern. Wut und Ärger kann auch der Chef auslösen, der absolut nicht einsehen will, dass Sie nach der ganzen Plackerei während des Weihnachtsgeschäftes dringend zur Inventurzeit über Silvester einen Winterurlaub benötigen. Schnell kommt da der Gedanke: „So ein Egoist. Der gönnt mir auch gar nichts.“

Doch nun zu den Lösungen mit den Spiegelgesetzen.

Das 1. Spiegelgesetz – der Kampf mit sich selber

1. Spiegelgesetz

Alles, was mich am Anderen stört, ärgert, aufregt oder in Wut geraten lässt und ich an ihm anders haben will, habe ich als Aspekt auch in mir selbst. Alles, was ich am Anderen kritisiere oder sogar bekämpfe und an ihm verändern will, kritisiere, bekämpfe und unterdrücke ich in Wahrheit in mir selbst und hätte es auch in mir gerne anders.

Ärger mit dem Chef und den Kollegen

Das hört sich zunächst vielleicht unglaublich an. Doch bei näherer Betrachtung auch gerade nicht. Kehren wir zu den oben beschriebenen Beispielen zurück.

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Im ersten Beispiel denke ich: Das liegt nur an der „Schleimerei“ der Kollegin, dass ihre Präsentationen besser beim Chef ankommen als meine eigenen. Wenn ich nun ganz ehrlich gegenüber mir selbst nachprüfe, könnte es nicht vielleicht auch sein, dass ich ein wenig neidisch auf die Kollegin bin? Neidisch, weil Ihre Präsentationen offensichtlich besser ankommen als meine eigenen? Möchte ich nicht auch gerne, dass meine Präsentationen vom Vorstand gelobt werden? Und wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, könnte es vielleicht sogar sein, dass ich selber gerne ein wenig „schleimen“ würde, um den Chef zu beeindrucken?

Der Aspekt, den ich hier bei der Kollegin kritisiere, steckt also auch ein wenig in mir selber. Und klar, hätte ich das gerne in mir auch anders.

Im zweiten Beispiel denke ich: „Mein Chef ist ein Egoist. Der gönnt mir auch gar nichts.“

Könnte es bei ehrlicher Selbstbetrachtung nicht auch sein, dass ein kleines Stückchen Egoismus in mir selber steckt? Eigentlich habe ich doch genau gewusst, dass zur Inventurzeit der Chef darauf angewiesen ist, dass ihm alle verfügbaren Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Habe ich nicht mit dem Wunsch, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt in den Urlaub zu gehen, selber ein wenig egoistisch gehandelt?

Die Eigenschaft, die hier im Beispiel dem Chef zugewiesen wird, steckt also auch ein bisschen in mir selber.

Mut zur Ehrlichkeit öffnet die Augen

Wer den Mut hat – und der gehört auf jeden Fall dazu – ehrlich mit sich selber zu sein, gewinnt durch das 1. Spiegelgesetz neue Erkenntnisse und eine andere Sicht auf die Situation. Zugleich werden mit Sicherheit die eigene Wut und der große Ärger über eine unliebsame zwischenmenschliche „Begegnung“ abgemildert. Die selbstkritische Überprüfung der eigenen Kritik und Wut deckt häufig Eigenschaften und Teile von mir auf, die mir selber noch gar nicht so bekannt waren. So kann das 1. Spiegelgesetz zu interessanten Eigenansichten verhelfen.

Das 2. Spiegelgesetz – die Kritik der Anderen

2. Spiegelgesetz

Bei dem ersten Spiegelgesetz geht es darum, dass uns selber etwas an einem anderen Menschen nicht gefällt.  Das 2. Spiegelgesetz befasst sich nun damit, was in uns passiert, wenn wir kritisiert werden oder/und jemand etwas an uns ändern möchte.

Alles, was der Andere an mir kritisiert, bekämpft und an mir verändern will, und mich deswegen verletzt, betrifft mich ebenso. Dann ist dies in mir noch nicht richtig erlöst, meine gegenwärtige Persönlichkeit fühlt sich beleidigt, mein Ego ist noch sehr stark, meine Selbsterkenntnis noch schwach.

Sind Sie betroffen?

Ihre Kollegin sagt zu Ihnen: „Mensch, Du hast aber im letzten Monat ordentlich zugelegt.“ Ihnen ist (in diesem Beispiel) klar, dass Sie seit dem letzten Urlaub einige Kilos mehr auf die Waage bringen. Die Frage ist nun, fühlen Sie sich verletzt? Nein, ganz ehrlich? Sie merken, dass Sie vielleicht denken, recht hat sie, habe ich ja auch schon selber gemerkt. Oder Sie lächeln sogar und sagen: “Jo, bald brauche ich einen Kran, der mich morgens aus dem Bett hievt“. Sie fühlen sich ganz offensichtlich überhaupt nicht verletzt und können sogar über die Bemerkung einen Witz machen. Dann sind Sie sicherlich nicht betroffen.

Sollten Sie hingegen einen inneren Widerstand verspüren und vielleicht denken: “So eine Frechheit. Wie kommt sie nur dazu, so einen Unsinn zu erzählen“. Sie regen sich auf und sind wütend und verletzt? Dann sind Sie betroffen. Wenn Sie ehrlich zu sich selber sind, hadern Sie wahrscheinlich wirklich gerade mit Ihrem Gewicht oder bemühen sich seit längerer Zeit vergeblich abzunehmen. Sie sind mit sich und ihrem Gewicht vielleicht tatsächlich nicht zufrieden.

Fühlen Sie sich gemaßregelt?

Oder wie sieht es aus, wenn Ihr Chef zu Ihnen nach einem Meeting sagt: “Sie wissen, dass ich Ihre Meinung schätze, aber halten Sie sich bitte bei zukünftigen Veranstaltungen ein wenig mit Ihrer vorlauten Art zurück.“ Bringt Sie diese Äußerung in Wut? Denken Sie vielleicht: „Na, so ein Blödmann. Ich habe doch nur meine Meinung gesagt. Ist das jetzt auch schon zu viel?“ Oder grinsen Sie innerlich in sich hinein und denken: “Aha, da habe ich wohl auf den falschen Knopf beim Chef gedrückt. Weiß ja, dass ich nicht immer zurückhaltend bin, aber gut, dass ich mich getraut habe und vor den Kollegen meine Meinung gesagt habe.“

Merken Sie den Unterschied? Der Sachverhalt ist der Gleiche, aber der innere Zustand (die Gefühlswelt) ist unterschiedlich. Bei der ersten Variante sind Sie angefasst, wütend, aufgebracht, genervt. Bei der zweiten Varianten sind Sie locker, reflektiert, ruhig und damit auch nicht persönlich betroffen.

Wenn der Chef Sie in der ersten Alternative getroffen und damit betroffen gemacht hat, bleibt zu überlegen: Wieso bin ich aufgebracht und wütend? Hat er vielleicht ein wenig recht? Stört es mich vielleicht selber, dass ich manchmal einfach nicht den Mund halten kann? Bei der zweiten Alternative haben Sie selber kein Problem. Sie wissen genau, was Sie gesagt und getan haben und sind mit sich „im Reinen“.

Perspektivwechsel ist hilfreich

Wenn Bemerkungen von Kollegen oder dem Chef sehr verletzen, kann es nützlich sein zu hinterfragen, ob ich an der Stelle tatsächlich selber mit mir ein Problem habe. Aus welchem Grund konnte mich die Bemerkung so stark verletzen? Solche Nachfragen können mehr als hilfreich sein, um kleine und auch größere Konflikte (nicht nur) im Berufsleben von einer anderen Perspektive wahrzunehmen und damit letztlich auch zu lösen. Und ganz nebenbei  lernen wir uns  selber ein Stückchen mehr kennen.

Bevor wir zum 3. Spiegelgesetz kommen, suchen Sie sich ruhig einige Situationen aus, in denen Sie von einer anderen Person „angegangen“ worden sind. Waren Sie betroffen? Und wenn ja, was ist wohl der wahre Grund?

Das 3. Spiegelgesetz – das Problem der Anderen

Inhaltlich sind das 2. und das 3. Spiegelgesetz eng miteinander verbunden.

3. Spiegelgesetz:

Alles, was der Andere an mir kritisiert und mir vorwirft oder anders haben will und bekämpft, mich dies aber nicht berührt, sind sein eigenes Bild, sein eigener Charakter, seine eigenen Unzulänglichkeiten, die er auf mich projiziert.

Im 2. Spiegelgesetz haben wir uns mit der Kritik von außen beschäftigt. Sind dabei aber zunächst auf die Fälle, in denen wir selber betroffen sind, eingegangen. Das 3. Spiegelgesetz beschäftigt sich gleichfalls mit der Kritik von außen. Nun steht jedoch die Kritik im Mittelpunkt, die uns nicht selber betroffen macht. Wir sind mit uns im „Reinen“ und haben nichts zu klären. Hier liegt das Problem eindeutig bei dem Dritten. Er projiziert seine eigenen Unzulänglichkeiten, seinen Charakter oder sein Bild auf einen anderen Menschen.

Das Problem der Kollegin

Am Beispiel der Kollegin die zu Ihnen sagt: „Mensch, Du hast aber im letzten Monat ordentlich zugelegt.“ Sie wissen um Ihre Kilos, können damit umgehen und fühlen sich ganz offensichtlich überhaupt nicht verletzt. Sie sind nicht betroffen über die Bemerkung, die einfach an Ihnen abgleitet. Doch es ist offensichtlich, dass Ihre Kollegin durch die Äußerung ihr eigenes Bild projiziert oder ihre eigene Unzulänglichkeit offenbart. Möglicherweise meint sie, selber ein wenig zu viel auf den Rippen zu haben.

Es kann aber auch sein, dass sie aus irgendeinem anderen Grund wütend oder verletzt ist und sich durch diese Bemerkung Luft machen möchte. Ihre Gründe oder Motive können vielfältig sein. Doch wenn Sie sich durch die Bemerkung nicht verletzt fühlen und diese locker an Ihnen abprallt, dann ist das Problem ausschließlich auf der Seite Ihrer Kollegin.

Das Problem kann nur Ihr Chef lösen

Zum Beispiel, in dem Ihr Chef zu Ihnen nach einem Meeting sagt: “Sie wissen, dass ich Ihre Meinung schätze, aber halten Sie sich bitte bei zukünftigen Veranstaltungen ein wenig mit Ihrer vorlauten Art zurück.“ Sie fühlen sich nicht betroffen. Doch Ihr Chef scheint mit seiner Kritik hier sein eigenes Problem zu offenbaren. Auch das kann vielfältig sein. Möglicherweise hat er sich über etwas geärgert und macht sich mit der Bemerkung ein wenig Luft. Oder er selber kann sich nicht zurückhalten, was ihn tatsächlich selber an ihm nicht gefällt. Damit müssen hier nicht Sie, sondern der Andere, in diesem Fall der Chef klarkommen. Er könnte an dieser Stelle sein Problem erkennen und bearbeiten.

Das 2. und 3. Spiegelgesetz in Kurzform

Kurz zusammengefasst bedeuten das 2. und das 3. Spiegelgesetz:  Alles was uns selber betroffen macht, was Resonanz auslöst, weist auf ungeklärte Eigenanteile in uns hin. Doch wenn Kritik, bösartige Äußerungen und wütende Bemerkungen uns nicht gefühlsmäßig aufwühlen, nicht berühren und nicht betroffen machen, dann liegt das Problem bei dem Dritten.

Das 4. Spiegelgesetz – ich erkenne mich in dem Anderen

4. Spiegelgesetz

Alles, was mir an dem Anderen gefällt, was ich an ihm liebe, bin ich selbst, habe ich selber in mir und liebe dies auch an anderen Menschen. Ich erkenne mich selbst in dem Anderen.

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Möglicherweise wirkt das 4. Spiegelgesetz zunächst ein wenig „ungewohnt“ auf Sie. „Wie kann ich Teile, die ich an anderen Menschen liebe, selber in mir haben?“ fragen Sie sich vielleicht.Wir schauen uns einfach auch zum 4. Spiegelgesetz einige Beispiele an, die das Gesetz hoffentlich etwas verdeutlichen werden

Bewunderung für meinen Chef und die Kollegen ein Teil in mir

Ich bewundere den Chef, weil er auch in den stressigsten Situationen immer so ruhig und gelassen bleibt. Meine Kollegin mag ich wirklich gerne, da sie so hilfsbereit ist und schon häufig mir oder anderen Kollegen aus einer brenzligen Situation herausgeholfen hat. Mich begeistert  die neue Sekretärin, die allen Mitarbeitern fast jede Bitte von den Augen abliest und uns allen den Rücken für wichtige Sachen bedingungslos freihält.

Sie bewundern Leute für deren Eigenschaften. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, dass Sie als Betrachter mit diesen Eigenschaften nichts zu tun haben, denn diese gehören doch zu anderen Menschen. Doch derjenige, der diese positiven Feststellungen trifft, dem sie sozusagen auffallen, wird bei näherem Nachdenken feststellen, dass er sehr wohl mit diesen Eigenschaften zu tun hat.

Wofür bewundern Sie andere Menschen?

Der, der den Chef für seine ruhige und gelassene Art bewundert, ist wahrscheinlich selber in Teilbereichen ruhig und gelassen. Bei einigem Nachdenken wird er mit Sicherheit darauf kommen. Gleiches wird der Kollegin geschehen, die die andere Kollegin für Ihre Hilfsbereitschaft schätzt. Wahrscheinlich ist sie selber auch sehr hilfsbereit.

Überlegen Sie einmal, wofür und weswegen bewundern Sie andere Menschen? Und wenn Ihnen ein Beispiel einfällt, denken Sie genau nach, ob nicht gerade diese Eigenschaft irgendwo auch in Ihnen schlummert. Verblüffend oder?

Vier Spiegelgesetze – viele Erkenntnisse

Nun haben Sie Beispiele für alle vier Spiegelgesetze. Probieren Sie es doch einfach selber einmal aus. Ich wünsche Ihnen viele interessante neue Erfahrungen und viel Freude beim Nachdenken.

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